Grabungsgeschichte



Die hier veröffentlichte chronologische Aufzählung beruht auf meinen persönlichen Nachforschungen, die noch nicht beendet sind.
Die vollständigen Literaturzitate finden sich auf der Seite "Literatur" meiner Homepage.


1965
Siegulf Guggenmos findet das erste Fossil in der Tongrube Hammerschmiede.


Zeichnung von Siegulf Guggenmos

"Mein erster Fund
Sumpfschildkröte - Clemmydopsis - Prieto Jerome
Hammerschmiede Pforzen - Sigulf Guggenmos 1965"

Siegulf Guggenmos beschreibt seinen Fund als Nackenteil eines Schildkrötenpanzers. Die Datierung seiner Zeichnung weist darauf hin, dass er bereits 1965 seinen ersten Fund dokumentiert hat.


1973
Helmut Mayr von der Universität München nimmt Schlämmproben

1975
Veröffentlichung der Funde von Helmut Mayr (Mayr, Fahlbusch 1975)


1976
Ab 1976 findet Manfred Schmid, ein Privatsammler aus Marktoberdorf, schon während seiner Schulzeit Schnecken in der Tongrube der Hammerschmiede. 1979 macht er Blattfunde, die er inzwischen an die Universität Tübingen gegeben hat. Auch seine Säugetierfunde befinden sich in Tübingen.
Siegulf Guggenmos trifft er nach seinen Erzählungen durch Zufall einmal in der Tongrube, er selbst war allein unterwegs. Sie beschlossen mit ihren Funden gemeinsam nach München an die Bayerische Staatssammlung zu fahren, um diese bestimmen zu lassen.

1980
Herr Prof. Dr. Kurt Heißig, Geologe und Paläontologe, Konservator a.D. (Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München), bestimmt teilweise die Funde von Siegulf Guggenmos und Manfred Schmid.


1980
Der Paläobotaniker Dr. Hans-Joachim Gregor nimmt Sedimentproben in der Tongrube. Leider ergibt die Auswertung nur ein spärliches Ergebnis: 10 Samen, die schlecht erhalten sind.

1981
In seiner Diplomarbeit beschreibt Hermann Reisach u. a. den Aufschluss der Tongrube der Hammerschmiede.
Diplomarbeit im Fach Geographie:"Geologische, geomorphologische und hydrogeologische Fragen im Zungenbecken des Wertachgletschers", an der Justus Liebig Universität Giessen, Fachbereich Geologie und Geographie, vorgelegt bei Prof. Dr. Otfried Weise (unveröffentlicht)

1982
Der Paläobotaniker Dr. Hans-Joachim Gregor veröffentlicht seine Ergebnisse zur Tongrube in der Hammerschmiede in seinem Buch "Die jungtertiären Floren Süddeutschlands" (Gregor 1982).

1987
Lieselotte Seitner aus München legt ihre Inaugural-Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit dem Titel "Miozäne Mikrofloren aus Sedimenten der Süßbrackwassermolasse und der Oberen Süßwassermolasse Süddeutschlands" vor. (Seitner 1987)
In ihrem umfangreichen Werk vergleicht sie Pollen und Sporen verschiedener Fundstellen Süddeutschlands, dabei auch Material aus der Hammerschmiede.

2008/2009
Im Rahmen der "Informationsoffensive oberflächennahe Geothermie" des LfU (Bayerisches Landesamt für Umwelt) kartiert der Dipl.-Geologe Philipe Havlik unter Mitwirkung von Dipl.-Geologe Prof. Dr. Herbert Scholz (Technische Universität München) das geologische Kartenblatt Nr. 8029 GK25 Kaufbeuren-Neugablonz (Geologische Karte von Bayern 1:25.000), auf dem auch die Umgebung der Hammerschmiede liegt. Diese Daten sind Grundlage für die Ortswahl der Kernbohrung westlich von Irsee bei Wielen. In diesem Rahmen erfolgen auch Profilaufnahmen in der Tongrube sowie im Bereich der Irseer Kohleflöze.

seit 2011
Wissenschaftliche Grabungen unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Madelaine Böhme von der Universität Tübingen

2011
Forschungsbohrung zwischen Irsee und Eggenthal (Kirscher et al. 2016)

2015
Fund eines Oberkiefer-Fragmentes als erster Fund zu Danuvius guggenmosi, einem Menschenaffen

ab 2016
bis zur Veröffentlichung folgten weitere Funde zu Danuvius guggenmosi

2019
Veröffentlichung des Fundes Danuvius guggenmosi in der Fachzeitschrift Nature: (Böhme et al. 2019)
Die Fossilien werden in dieser Veröffentlichung vier verschiedenen Individuen zugeordnet. Dabei ist ein männliches Individuum mit 21 Fossilien belegt. Die Fossilien sprechen nach Prof. Dr. M. Böhme dafür, dass Danuvius guggenmosi in der Lage war, aufrecht zu gehen, zumindest auf Ästen.

2020
Zur Sicherung der fossilen Funde in der Tongrube soll von der Unteren Naturschutzbehörde in Marktoberdorf nach dem damaligen Sachgebietsleiter Herrn Andreas Zasche ein "Naturdenkmal" wie bei Archaeopteryx ausgewiesen werden. Dieses Verfahren wäre wegen der Öffentlichkeitsbeteiligung sehr aufwendig, so dass man sich zu einer "Allgemeinverfügung" entscheidet, die in ihrer ersten Fassung im Amtsblatt des Landratsamtes Ostallgäu vom 13.02.2020 veröffentlicht wird, erlassen durch das Landratsamt Ostallgäu für den Freistaat Bayern. Dabei werden Zonen ausgewiesen, die nur nach Freigabe durch Frau Prof. Dr. M. Böhme abgetragen werden dürfen. Damit sind die Fossilien innerhalb der Schichten geschützt, nicht die Schichten selber. Die "Allgemeinverfügung" gilt, bis sie aufgehoben wird.

Aktuell
Die Grabungen laufen weiter. In den letzten vier Jahren wurde laut Frau Prof. Dr. M. Böhme nicht mehr auf der Fundebene des Danuvius gegraben (Stand September 2023). Dennoch gibt es auf einer anderen Grabungsebene zahlreiche besondere Funde, die entsprechend in der Universität Tübingen aufgearbeitet und dann veröffentlicht werden sollen.

2023
Dr. Hans-Jochen Gregor nimmt Proben, um zur Paläobotanik Erkenntnisse zu gewinnen.


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