Fundort




Die Tongrube der Hammerschmiede ist der Fundort des bedeutenden fossilen Menschenaffen Danuvius guggenmosi, der vor 11,62 Millionen Jahren hier lebte. Die Hammerschmiede ist eine ehemalige Ziegelei und ein Ortsteil von der Gemeinde Pforzen (insgesamt 2487 Einwohner/ Stand 11.11.2024) nördlich von Kaufbeuren. Pforzen liegt im Landkreis Ostallgäu, in Süddeutschland im bayerischen Alpenvorland. Die Tongrube selber liegt am westlichen Hang des Wertach-Tales. Der Ton ist als Konservierungsmittel für Fossilien bestens geeignet, folglich können zum Teil gut erhaltene Fossilien geborgen werden.

Erst der Tonabbau in dieser Grube ermöglichte es, die fossilreichen Fundschichten zu entdecken, die weit unter der Oberfläche verborgen sind. Seit 2011 finden wissenschaftliche Grabungen der Universität Tübingen in Zusammenarbeit mit dem Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Madelaine Böhme statt. Bereits in den 1970er Jahren waren Funde aus der Grube von den Münchner Wissenschaftlern Mayr und Fahlbusch veröffentlicht worden.

Die Fossilien, die Prof. Böhme und ihr Team ausgraben, liegen in Ablagerungen aus Ton oder feinem verdichteten Sand, die sich in einem Fluss- oder Bachbett angesammelt haben. Die Funde werden freigelegt, eingemessen und dokumentiert. In der Universität Tübingen finden weitere Untersuchungen zur Identifikation und Einordnung statt.

Im Wesentlichen wird auf zwei Ebenen in einer Fluss- und einer Bachrinne nach Funden gegraben. Dabei wird die obere Fundebene auf ein Alter von 11,4 Millionen Jahre und die untere auf 11,62 Millionen Jahren datiert. Die häufigsten Funde in diesen Rinnen sind sicherlich die mehrlagig angereicherten unzähligen Muscheln. Das Besondere dieser Fundstelle sind die Wirbeltierfunde und an erster Stelle steht der Fund von fossilen Knochen und Zähnen des Menschenaffen Danuvius guggenmosi. Lediglich drei Funde von zwei Zähnen und einer Kniescheibe wurden als eine zweite Menschenaffenart beschrieben, Buronius manfredschmidi.

Die Fundzahlen steigen von Jahr zu Jahr, genaue Zahlen sind wohl überholt, mittlerweile spricht man von über 30.000 Funden. In der Veröffentlichung zu Buronius im Jahr 2024 werden die Wirbeltierarten mit 147 angegeben. Es handelt sich um ausgestorbene Tiere oder Tiere, deren Nachfahren heute noch existieren. Dabei tauchen Namen auf wie Elefant, Nashorn, Hyäne oder Antilope, die wir zunächst mit Afrika, einem anderen Erdteil in Verbindung bringen. Dabei wird eine hohe Vielfältigkeit beschrieben. Teilweise wurden fossile Knochen ausgemacht, die bei anderen Fundstellen fehlten und so ergänzend mehr Wissen zu diesen Tieren bedeuten. Zudem wurden unbekannte Arten entdeckt.

Zu jeder Gruppe seien Tiere beispielhaft genannt: Fische wie Welse, Lurche (Amphibien) wie ein Riesensalamander, Kriechtiere (Reptilien) wie Wasser- und Landschildkröten, Vögel wie ein Kranich mit besonders gut erhaltenem Schädel.
Säugetiere sind vertreten mit Igeln, Mäusen und Fledermäusen. Bei den Raubtieren finden sich Panda, Säbelzahnkatze, relativ häufig Hyänen und als größtes Raubtier ein Hundebär. Rüsseltiere wie der Zitzenzahn-Elefant, Unpaarhufer wie Nashorn und Waldpferd, Paarhufer wie Schweine, Hirschferkel, Hirsche und Antilopen und auch Nagetiere (Biber mit einer großen und einer kleinen Art) und Hasenartige lebten in der Hammerschmiede vor 11,62 Millionen Jahren.

Bei der Pflanzenwelt gibt es nur sehr spärlich bestimmbare Funde, so dass dies zur Beschreibung eines Ökosystems nicht ausreicht.

Ziel ist es, aus den Funden, jeder Fund ist ein besonderes Puzzleteil, ein ökologisches System zu rekonstruieren. So war es in der Hammerschmiede vor 11,62 Millionen Jahren relativ eben. Das Tal der Wertach existierte noch nicht. Flüsse und Bäche, die von Süden nach Norden flossen, wurden von einem grünen Streifen, einem Auwald, begleitet. Hier tummelte sich wohl Danuvius in den Bäumen, hangelte an Lianen und lief vielleicht auch einmal aufrecht auf Baumästen. In den Überschwemmungsgebieten entwickelten sich Tümpel, in denen Süßwassertiere lebten.

Über das damals bestehende Klima wird bisher spekuliert. Nach Prof. Dr. M. Böhme gab es insgesamt relativ wenige Niederschläge. Nur saisonal, vor allem im Herbst, kam es auch zu Überschwemmungen. Die Temperaturen zu Danuvius Zeiten waren, so behauptet sie, bis zu 12° C wärmer. Das würde bedeuten: wir haben heute im Jahresdurchschnitt etwa 10° C, so waren es seinerzeit bis etwa 22° C. Andere Wissenschaftler halten dies für deutlich zu hoch, da in dieser Phase eine Abkühlung auf der Erde stattfand, und es nicht mit anderen, benachbarten Fundorten zusammenpasst.


zurück zur Startseite