Gymnasium 10. Klasse



Liebe Schülerinnen und Schüler,
heute, im April 2024, möchte ich euch auf eine Ausstellung in München aufmerksam machen.

Sonderausstellung im Museum Mensch und Natur:
Skelette - Choreografen der Bewegung
.

Hier wird erklärt, wie Bewegungen sich auf den Knochenbau und die Knochenform auswirken. Im Rückschluss kann man sich überlegen, wenn ich einen Knochen finde, z.B. von Danuvius guggenmosi, wie kann ich diesen Knochen erklären.

Die Ausstellung dauert bis zum April 2025.


Im ersten Raum erfahrt ihr ganz viel über Knochen und im zweiten Raum könnt ihr euch Skelette von Tieren anschauen, so z.B. einen Geparden und ein Känguru.
Fotos: Kathrin Glaw, Museum Mensch und Natur, München, 2024



Auf der Seite Ausstellungen erhaltet ihr weitere Informationen zu der Sonderausstellung und ihr könnt auch den Flyer dazu runterladen.






Pforzen im Juni 2023

Liebe Schülerinnen und Schüler am Jakob-Brucker-Gymnasium und am Gymnasium Marktoberdorf!

Ihr habt in unserem Unterricht zu Danuvius guggenmosi interessante Fragen zusammen gestellt, die ich hier beantworten möchte. So bekommen es alle Interessierten mit, wenn sie auf diese Seite schauen. Sicherlich werde ich nicht jede Frage beantworten, da Fragen auch mehrfach gestellt werden, ähnlich formuliert werden, zu einem Themenblock gehören oder das Thema auf meiner Homepage schon meist unter der Box Danuvius beschrieben ist.

Das Thema um die Funde in der Tongrube der Hammerschmiede ist so aktuell, dass es noch nicht in den Lehrbüchern zu finden ist.






Dieses Informationsmaterial könnt ihr für private Zwecke nutzen, ihr dürft es euch also gerne ausdrucken. Gewerbliche Nutzung ist nur mit meinem Einverständnis erlaubt.
(Siehe "Intention")


Beide Info-Zettel habe ich für meinen Unterricht erstellt. Sie sind nicht nur für die jeweilige Klassenstufe interessant. Sie ergänzen sich. Schaut einfach mal drauf. Den Zettel für die 9. Klasse habe ich bereits letztes Jahr in Marktoberdorf verteilt. Er ist jetzt Basis im Unterricht der 10. Klasse.


Danuvius guggenmosi - Unterricht, 6. Klasse Gymnasium, Geschichte

Danuvius guggenmosi - Unterricht, 9. Klasse Gymnasium, Biologie




Die Allgäuer Zeitung berichtete am Donnerstag, den 13. Juli 2023 im Kaufbeurer Lokalteil:



Mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung.
















Fotos: Margarete Endres, JBG
rechts: Knochencharly mit den Fundmarkierungen
oben: Repliken von Danuvius guggenmosi im Unterricht








Abstimmung zu Danuvius guggenmosi

1. Danuvius war ein (Menschen-)Affe.
2. Danuvius war ein Mensch.
3. Weiß ich nicht.
4. War er ein Vorfahre der Menschen? Kann sein, aber erst weitere Funde abwarten.

Frage MOD
10b
MOD
10c
JBG
10e
MOD
10a
JBG
10d
JBG
10b
MOD
10m
JBG
10c
JBG
10a
1 9 18 11 12 3 9 5 13 12
2 0 0 0 0 0 0 0 0 0
3 2 1 0 0 9 1 6 1 1
4 13 6 6 7 9 12 13 3 8






Hier startet der Fragenblock.

Woher weiß man, wie groß "Udo" war?
"Udo" ist das männliche Individuum. Seine Größe wird geschätzt. Dazu gibt es Tabellen in der Paläontologie, die auf der Größe des Hüftkopfes beruhen. Man hat von dem männlichen Tier einen Hüftkopf (nur dieses Teil des Oberschenkels). Unter Danuvius - Fund I findet ihr ein Foto von den Funden. Relativ in der Mitte ist eine Kugel mit einem Schaft. Das ist der Hüftkopf von "Udo" mit dem Oberschenkelhals. Ein weiterer Hinweis auf die Größe ist sicherlich das Schienbein, dass ich euch als Kopie gezeigt habe. Zudem vergleicht man mit heute lebenden Menschenaffen.

Kann man in der Hammerschmiede selbst graben?
Auf keinen Fall.
Die Tongrube gehört einer privaten Familie. Man bräuchte hier eine Erlaubnis.
Zudem ist es sehr gefährlich, weil durch den aktuellen Tonabbau die bis 26 m hohen Wände abrutschen.
Die Grabungsbereiche der Fossilien sind geschützt, sie stehen unter Naturschutz. Da macht man sich strafbar.
Wer sich nicht auskennt, würde vermutlich auch nichts finden. Man müsste erkennen, wo es Sinn macht, in dieser großen Grube zu suchen.

Wie viel Knochen hat man von "Udo" gefunden?
21 Funde (dazu zählen Knochen und Zähne), das ist die Zahl, die in der Erstveröffentlichung 2019 genannt wird.
Auf der Seite Steckbrief unter Danuvius findet ihr weitere Informationen zu Danuvius. Daher werde ich weitere Fragen, die auf dem Steckbrief beantwortet sind, nicht mehr bearbeiten.
Unter Danuvius - Fund I gibt es eine Liste und ein Foto.
Es gibt weitere schwankende Zahlenangaben, die aber auf keiner fundierten Veröffentlichung basieren. Meines Wissens gibt es dazu keine weitere Veröffentlichung.

Sind Sie zuversichtlich, dass das Skelett vervollständigt wird?
Nein, davon ist nicht auszugehen. Der Grabungsbereich in der Tongrube um den Fund ist schon weit abgetragen. Ich kann mir vorstellen, wenn auf der Grabungsebene, auf der die vier Tiere gefunden wurden, weitergegraben wird, dass weitere Tiere entdeckt werden. Dazu muss man entlang des damaligen Bachlaufs weiter suchen. Leider wurde in den letzten 3 Jahren hier nicht mehr gegraben. Zudem liegen da noch viele Tonnen Ton drauf. Auch die Grabungsebene HAM4 auf der rechten Seite liegt dadrüber, so dass vermutlich erst dort gegraben wird. Wir müssen abwarten.
In der Paläontologie zählen Tiere mit Funden ab 80% etwa als vollständig, weil die Wahrscheinlichkeit, wirklich alles zu finden, sehr gering ist.

Wie wahrscheinlich ist es, dass andere Knochen noch gefunden werden?
Nun, wenn an geeigneter Stelle weiter gegraben wird, kann ich mir gut vorstellen, dass weitere Funde zu Danuvius gemacht werden. Die letzten drei Jahre wurde nicht auf der entsprechenden Grabungsebene gearbeitet.

Hatten Danuvius Knochen irgendeinen Bruch erlitten, während seines Lebens. Wenn ja, wie sind sie geheilt?
Die Frage kann man nur für gefundene Knochen beantworten, die komplett sind.
Die Elle ist betroffen. Wenn ihr euch das Foto mit den Funden auf der Seite Danuvius - Fund I anschaut, ist der zweite Knochen von rechts die Elle. Diese ist am Schaft deutlich aufgetrieben. Das ist ein Hinweis, dass sich Udo den Unterarm zu Lebzeiten gebrochen hat. Denn dieser Bruch ist wieder zusammengewachsen, natürlich nicht so schön gerade, wie bei uns Menschen, wenn der Bruch eingegipst wird. Diese Knochenbildung/ Heilung verrät, dass der Knochenbruch noch zu Lebzeiten war.

Woher weiß man, dass er männlich war?
Man geht davon aus, dass bei den ausgestorbenen Menschenaffen wie bei den heute lebenden Menschenaffen, das Männchen größer war als ein Weibchen. Es gibt vier verschiedene gefundene Individuen, die aufgrund ihrer Größe unterschieden werden. Wir haben bei dem Männchen und bei beiden Weibchen ein gleiches Knochenstück (Oberschenkelkopf), die man daher vergleichen kann. So erklärt sich die Einstufung als Männchen. Bei dem Jungtier wurden Milchzähne gefunden, die auch zur Beurteilung dienen.
Leider gibt es keinen Fund vom Becken, was hier weiterhelfen könnte. Die Beckenform ist bei vielen Tieren geschlechtsspezifisch.

Was kosten die Grabungen?
Das weiß ich nicht.

Wer finanziert das?
Das weiß ich nicht genau. Es gibt Fördergelder vom Bayerischen Staat. Ansonsten sind die Forscher an der Universität Tübingen angestellt. Und hier findet auch viel der Arbeit statt. Aber wer, welchen Anteil trägt, das weiß ich nicht.

Wie lang gräbt man schon?
Wissenschaftliche Grabungen unter Frau Prof. Dr. Madelaine Böhme von der Universität Tübingen gibt es seit 2011. Frühere Grabungen in den 1970er Jahren gab es von München aus. Über die Grabungsgeschichte schreibe ich auf der Homepage-Seite Geschichte. Ich bin bemüht herauszufinden, wann wer schon gegraben hat. Da stößt man auch auf Hobby-Paläontologen. Der erste Fund in der Tongrube wurde von einem Hobby-Archäologen schon 1965 gemacht. Fundstellen werden oft von Privatleuten entdeckt, bevor sie für die Wissenschaft interessant werden.

Was haben Sie studiert?
Humanmedizin

Wie kamen Sie dazu, sich dafür zu interessieren?
Danuvius ist mein "Nachbar", der Fundort ist nur 2 km von mir entfernt. Das hat sich dann so ergeben. Es sind wissenschaftliche Dinge, die sind aktuell neu, die gab es zu meinen Schulzeiten noch nicht. Das ist immer spannend. Auch zu erfahren, was ist da alles im Boden drin, wie ist der entstanden. Die Themen gehen noch unendlich weiter und ich bin neugierig.

Wird weiterhin Ton abgebaut?
Ja. Allerdings sind die Grabungsbereiche unter Naturschutz gestellt und hier darf kein Ton abgebaut werden, bzw. nur mit Rücksprache mit den Forschern. Wenn man auf einer größeren Fläche graben möchte, müsste erst einmal der Ton weggeschafft werden. Ton ist ein Rohstoff, der für Ziegel verwendet wird. So ist der Tonabbau notwendig. Der hiesige ist wohl sehr hochwertig. Man sollte nicht vergessen, würde hier kein Ton abgebaut werden, hätte man Danuvius nie gefunden.

Wo wohnte Lucy?
Nun, das ist nicht mein Thema. Lucy, ein Menschenaffe (Austraolopithecus afarensis), lebte in Ostafrika. Bitte schaut selber ins Internet.

Fragen zur Ernährung:
Fragen zu Danuvius Ernährung können wir nur indirekt beantworten. In der Paläontologie wird das von den Zähnen der Tiere abgeleitet. Das Gebiss spricht für eine vegetarische Ernährung, vermutlich Blätter. Es ist vergleichbar mit anderen Menschenaffen. Dass er auch Süßes mochte, leiten wir davon ab, dass er Karieslöcher hat. Süßes hat er in Form von Weintrauben genascht. Dazu passend wurden Weinrebensamen gefunden. Eine Fleisch-Ernährung ist vermutlich auszuschließen. Er ging vermutlich nicht auf die Jagd.

Kann man an den Knochen seine Diät erkennen?
Nein. Die Knochen sind nicht mehr die selbe Substanz wie zu seinen Lebzeiten, sie sind "versteinert". Hinweise auf die Ernährung erhält man von den Zähnen (siehe vorherige Frage).

Hatte er Fressfeinde?
Das kann man nicht genau sagen. Er war in seinen Bäumen vermutlich relativ sicher unterwegs. Aber es gab zu Danuvius' Zeiten auch Säbelzahnkatzen und Hyänen, die auf Jagd gingen. Wie gefährlich diese tatsächlich für unseren Menschenaffen waren, weiß ich nicht.

Verhalten von Danuvius
Über das Verhalten von Tieren vor 11,6 Mio. Jahren kann man sehr wenig sagen. Wir haben lediglich Knochen und Zähne als Funde. Bei manchen Tieren gibt es Kotsteine, die neben Zähnen Rückschlüsse auf deren Ernährung zulassen. Fußspuren sind in der Hammerschmiede nicht zu erwarten. So kann man keine Aussagen zu "Einzelgänger/ Rudeltier" oder zu Schwimmfähigkeiten machen. Es ist naheliegend, dass alle Tiere sich an Wasserstellen trafen, denn Wasser war schon damals lebensnotwendig. Hier kann es natürlich zu Kämpfen kommen. Wir haben vier Individuen. Ob diese miteinander lebten oder sich an der Wasserstelle trafen oder zu unterschiedlichen Zeiten dort waren, kann ich nicht nachvollziehen. Wie Danuvius mit Artgenossen kommunizierte oder ob er gar sprechen konnte, ist nicht belegbar. Dass er sprechen konnte, ist vermutlich nicht der Fall gewesen. Das ist eine Fähigkeit des Menschen. Es wird viel von heute lebenden Tieren auf die damalige Fauna übertragen. Heutige Menschenaffen sprechen nicht in unserem Sinn. Aber man muss das Beurteilen von Verhalten grundsätzlich vorsichtig betrachten. Vieles ist Spekulation.

Hatte Danuvius eine Sprache? Gibt es überhaupt schon die Möglichkeit das herauszufinden?
Es ist fraglich, wie man Sprache nachweisen kann. Viele machen es an dem Fund eines Zungenbeines aus. Das ist ein Knochen, der nur von Muskeln fixiert wird. Er befindet sich am Übergang vom Mundboden zum Hals. Er ist dort tastbar und bewegt sich beim Sprechen mit. Der Kehlkopf ist nur Knorpel und wird somit nicht überliefert, also bleibt nicht über einen langen Zeitraum erhalten.
Ich glaube aber, dass jedes Tier seine eigene Art der Kommunikation hat oder hatte. Nur verstehen wir deren "Sprache" nicht. Das lässt natürlich viel Raum für Interpretationen.

Könnte man am Axis-Drehgelenk erkennen, ob Danuvius aufrecht gegangen ist?
Ein bisschen Anatomie: Der oberste Halswirbel heißt Atlas und ist in diesem Zusammenhang wie ein Ring. Er kommt gleich nach der Schädelbasis. Der zweite Halswirbel ist der Axis, er hat einen Zapfen nach oben, den er durch den Atlas steckt. Der Zapfen wird dabei durch ein Band in der Position gehalten, so dass nur Drehbewegungen möglich sind. Drehbewegungen wie beim Kopfschütteln oder -drehen.
Egal, ob ein Tier auf vier oder zwei Beinen läuft, kann es den Kopf drehen. So hätte dieses Kriterium im Zusammenhang mit der Zweibeinigkeit keine Aussagekraft.
Bei Danuvius hat man keine Halswirbel gefunden. Dafür zwei Brustwirbel. (siehe weiter unten).

Weiß man, wo "Udo" gestorben ist? und: Weiß man, wie "Udo" gestorben ist?
Alle Tiere von Danuvius guggenmosi sind relativ nahe an dem Ort, wo ihre Fossilien gefunden wurden, gestorben.
Die Fossilien wurden in einem Bachlauf gefunden. Also das war damals vor 11,6 Mio. Jahren ein Bach, der heute mit Sand gefüllt ist. Damit wir die Fossilien heute finden konnten, mussten sie damals sehr zügig eingebettet werden, damit kein Sauerstoff dran kommt. Und das passierte vermutlich durch Überschwemmungen. Ob nun "Udo" an Land gestorben ist und dann in den Bach geriet oder ob er direkt ertrunken ist, weiß ich nicht. Hier sind sicherlich verschiedene Szenarien vorstellbar.
Dafür, dass er in der Nähe des Fundortes verstorben ist, spricht einmal, dass an den "Knochen" keine Abrollerscheinungen zu erkennen sind. Das kennt man auch von Steinen, die im Bach weiter gespült werden und dabei abrunden. Zum Anderen sind die Fossilien nicht weit voneinander entfernt gefunden worden, auf einer Strecke von etwa 25 m. Also wenn man z.B. Hölzer unterschiedlicher Größe in einem Bach schwimmen lässt, beobachtet man, dass sie je nach Gewicht und Form unterschiedlich weit schwimmen. So kann man sich das auch bei den unterschiedlichen Knochen- und Zahnformen vorstellen.
"Udo" ist sicherlich nicht Beute gewesen. Dann hätte man vermutlich Bissspuren an seinen Knochen gefunden.
Wir können also nur bestimmte Szenarien ausschließen und andere befürworten, ohne bestimmt zu sagen, so war es.

Wie kam man auf den Namen? bzw. Warum heißt er Udo?
siehe Steckbrief

Wie kann man Danuvius so darstellen, wenn nur ein paar Knochen vorhanden sind?
Ich gehe davon aus, dass bei dieser Frage vor allem die Weichteilrekonstruktion gemeint ist, wie sie auf der Wanderausstellung zu sehen ist.
Da scheiden sich die Geister. Zum Einen haben wir "nur" Knochen oder Zähne, zum Anderen gibt es eine gewisse Sehnsucht, wie der Menschenaffe ausgesehen haben mag. Die Erstellung von Weichteilrekonstruktionen ist eine sehr hohe Kunst. Da sollte alles Wissen einfließen, was einem zur Verfügung steht. Auch in Ausstellungen sollte darauf hingewiesen werden, in wie weit die Rekonstruktion der Fantasie entsprungen ist. Im Zusammenhang mit Danuvius ist sicherlich Einiges eher Abbild eines heute lebenden Schimpansen. Für Darstellungen fehlt uns das Wissen über Haut und Haare, Augen, Ohren, Genitale usw. Also das komplette Äußere wissen wir nicht. Das Wäre aber die Basis für eine Darstellung. Dann ist es immer noch von dem Können des Künstlers abhängig, wie gut eine Rekonstruktion gelingt und wie weit er sich mit der Materie beschäftigt. In guten Weichteilrekonstruktionen werden Muskelstränge berücksichtigt, wie hat sich das Tier bewegt. Indirekt kann man bei Fossilien auch etwas über die Muskulatur aussagen. Sind z.B. Muskelansatzstellen am Knochen besonders prominent, war es ein wohl kräftigerer Muskel. Die Pforzener Variante des Danuvius ist aus dieser Sicht für mich nicht gelungen. Immerhin vermittelt sie eine Größenvorstelllung.
Dennoch haben diese künstlerischen Darstellungen ihren Sinn, erhalten doch Personen, die in der Materie nicht bewandert sind, einen Eindruck von der Vielfalt der Fauna und Flora. Man sollte aber darauf achten, dass es Künstler mit Erfahrung in der Paläo-Art sind, denen man einen Auftrag erteilt, eine Rekonstruktion zu fertigen.

Wie viel davon kann man beweisen?
Wissen kann man nur das, was man gefunden hat. Im Zusammenhang mit Danuvius sind das nur Knochen und Zähne. Der aufrechte Gang ist auch schon eine Vermutung, oder eine Möglichkeit seiner Fortbewegung.
Da wir auch Knochen haben, die an einer Gelenkbildung beteiligt sind, können wir indirekt Aussagen über die Gelenkbeweglichkeit machen. Vieles ist dann naheliegend. Anderes leiten wir über unser Wissen her, von Tieren, die ähnlich sind und heute leben. Aber das ist kein Beweis im mathematischen Sinn.
Wir haben das männliche Tier mit 21 Funden, die anderen drei Individuen haben weniger Funde. So bleibt für manche Aussagen statistisch nur n = 1 übrig. Das ist verdammt wenig, wenn wir uns den Variantenreichtum z.B. bei uns Menschen vorstellen. Man muss sich fragen, wie weit kann man den einen Fund auf eine ganze Tierart übertragen. Andererseits ist das in der Paläontologie so: man beginnt bei n = 1.
In diesem Sinn hoffen wir auf weitere Funde zu unserem Menschenaffen.

Konnte Danuvius schwimmen?
Das kann ich nicht beantworten. Ich glaube nicht. Er konnte sich vielleicht wie heutige Affen im Wasser fortbewegen im Sinne von waten. Warum sollte er schwimmen müssen?

Riechen Knochenfunde noch nach Millionen Jahren?
Nein. Reine Knochen riechen nicht. Nur, wenn noch Muskelfasern am Knochen hängen, gibt dies den unangenehmen Verwesungsgeruch. Dazu muss auch Sauerstoff an das Gewebe kommen. Unsere Fossilien sind in dem Sinn auch keine Knochen mehr, sie sind inzwischen versteinert.

Woher weiß man, dass die Knochen zusammen gehören?
Aus dem sog. Fundkontext. Wenn man Fossilien findet, wird genau der Ort bestimmt, an dem sie gefunden wurden. Bei der Grabung oder später in der Universität werden die Fossilien bestimmt. Danach sortiert man die Fossilien danach, zu welcher Tierart sie gehören, und entscheidet, ob alle Fundstücke zu einem Individuum gehören oder es sich um mehrere Individuen handeln könnte. Dabei spielt die Größe eine Rolle, wie bei der Unterscheidung von männlichen und weiblichen Individuen. Oder wir haben bei den beiden weiblichen Individuen zu Danuvius zwei linke Oberschenkelköpfe. Da diese nicht zu einem Individuum gehören können, lässt dies den Rückschluss zu, es müssen zwei weibliche Tiere sein. Oder: wie bei den Teilstücken vom Ober- und Unterkiefer von "Udo" - sie passen einfach zusammen.

Ist man immer noch auf der Suche nach Knochen?
Ja. Man gräbt nach wie vor nach Fossilien. Nun ist Danuvius für die menschliche Evolution sehr spannend, aber es gibt noch viele, viele andere interessante Funde zu anderen Tieren. Das ist im Moment das Hauptthema. Leider wurde auf der Fundebene von Danuvius drei Jahre nicht mehr gegraben, doch in dieser Saison soll diese Grabung fortgesetzt werden. Ich bin gespannt!

Wie hoch ist der Aufwand, Knochen zu suchen?
Sehr hoch, enorm. Man stelle sich vor, die Fossilien liegen in der Tongrube etwa 25 - 30 m unter der Erdoberfläche. Die gilt es abzutragen. Das geschieht über den Tonabbau. Dann muss in Feinarbeit in der vermuteten Umgebung der Boden durchsucht werden. Quasi Sandkörnchen für Sandkörnchen. Die Funde müssen geborgen werden, teilweise werden sie zum Transport eingegipst. Dann geht es in die Universität in Tübingen. Dort finden erst die eigentlichen Untersuchungen und Bestimmungen statt. Ein sehr aufwendiger Apparat wird dort in Gang gesetzt. Oft vergehen Jahre, bis die wissenschaftlichen Erkenntnisse veröffentlicht werden.

Welcher Knochen wäre der bedeutendste Fund?
Das ist eine schwierig zu beantwortende Frage. Jedes weitere Fossil zu Danuvius, egal von welchem Individuum oder von neuen Individuen, bringt die Forschung weiter. Um den aufrechten Gang zu untermauern, wären Fossilien des Fußes interessant (Fersenbein oder Mittelfußknochen, mit denen man das Fußgewölbe rekonstruieren könnte). Der Traum ist immer der Schädel mit einem Hinterhauptsloch. Dessen Position sagt eindeutig aus, ob das Tier auf zwei oder vier Beinen lief. Aber das ist wirklich ein Traum. Das Becken wäre auch interessant, aber vermutlich wäre es nicht komplett erhalten.
Da hilft nur weiter graben und die Puzzleteile zueinander ordnen.

Gibt es ähnliche Funde außerhalb von Europa und Afrika?
Meines Wissens nein.
Was sind ähnliche Funde? Menschenaffen, die bereits so alt wie Danuvius sind oder auch menschliche Vorfahren. Bei den menschlichen Vorfahren, die deutlich jünger sind als Danuvius gibt es Homo floresiensis (Hobbit) mit der Fundstelle in Indonesien, Java-Mensch mit der Fundstelle in Ost-Java oder auch Homo erectus. Das sind aber Homo-Funde (Menschen-Funde).

Wie alt wurde Udo? oder: Wie alt war Udo, als er gestorben ist?
Das wissen wir nicht genau. Es war ein erwachsenes Männchen, also kein Jungtier. Das wissen wir von seinen Zähnen und die Knochen hatten keine Wachstumsfugen mehr, als er starb. Die Zahnabnutzung war schon deutlich. Sein Handgelenk weist eine Arthrose auf, er hatte einen Unterarmbruch. Er war also schon ein wenig vom Leben gezeichnet.
Vielleicht findet die Wissenschaft noch mehr heraus. Spannend!

Weiß man, ob Udo Familie hatte?
Nein, weiß man nicht. Es sind vier Individuen. Natürlich könnte man die zu einer Familie zusammenbasteln. Aber ein Weibchen wurde neben dem Bach gefunden, ist wohl im Alter ein wenig verschieden. Bliebe eine Familie mit Vater, Mutter und Kind. Könnte natürlich sein. Könnte aber auch Zufall sein.

Hatte er Geschlechtsorgane? oder: Wie groß war Danuvius' Glied?
Er hatte sicherlich Geschlechtsorgane. Aber davon ist nichts überliefert. So können wir auch keine Größenangaben machen.

War er ein Säugetier?
Ja. Wir ordnen ihn aufgrund seiner gefundenen Knochen und Zähne zu den Menschenaffen ein. Diese sind bis heute Säugetiere. Insofern gibt es hier einen Rückschluss.

Wie kann man anhand von ein paar Knochen bestimmen, ob es ein 2- oder 4-Beiner war. Obwohl ja mehrere Knochen dafür nötig sind und man zum Beispiel mit einem Wirbelknochen noch nicht viel anfangen kann.
Ich verweise zunächst auf drei Homepage-Seiten: Steckbrief, 4. Absatz, Fortbewegung, Unterpunkt zu Danuvius und Infomaterial, Vergleich Mensch-Danuvius-Menschenaffe.
Es werden Kriterien gegenübergestellt, die für den zwei- oder vier-beinigen Gang sprechen. Letztlich kommen wir nach aktuellem Stand zu der Erkenntnis, dass Danuvius in der Lage war, auch aufrecht zu gehen. Ob er das ausschließlich tat, zweifle ich an. Er hatte einen ausgeprägten Greifzeh (das zeigt der Fund des Grundgliedes des großen Zehs). Also kletterte er auch. Wie intensiv Danuvius welche Fortbewegungsart nutzte, wird gerade diskutiert. Vielleicht stand er nur mal in einem Baum auf einem Ast, tat ein, zwei Schritte nach vorne, um an Nahrung zu kommen.
Wir haben zwei Wirbel. Einen ersten Brustwirbel und einen sog. Übergangswirbel. Letzterer ist auch ein Brustwirbel, der quasi der letzte Brustwirbel ist. Obere Fläche ist noch wie Brustwirbel, untere Fläche wie Lendenwirbel. Den ersten Brustwirbel erkennt man daran, dass er nur Kontakt zu einer Rippe hat. Bei beiden Wirbeln ist der Dornfortsatz nach hinten erhalten. Vergleicht man die Neigung der Dornfortsätze,sieht man, dass diese unterschiedlich sind und nicht als gerader Turm stapelbar sind. Allerdings ist die Anatomie der beiden Wirbel mit einer S-förmigen Wirbelsäule vereinbar. S-förmige Wirbelsäule spricht für aufrechten Gang wie beim Menschen, gerade Wirbelsäule finden wir bei Menschenaffen.
Bitte, wenn die Frage nicht ausreichend geklärt ist, mir gerne noch einmal eine Mail schicken.

Wie viel sind die Funde wert?
Das weiß ich nicht. Ihre wissenschaftliche Bedeutung ist jedenfalls enorm.

Kann man die Funde theoretisch selbst verkaufen, wenn man welche findet? und: Ist es Pflicht zu melden, wenn man Knochen o.Ä. findet?
Zu diesem Thema weiß ich leider gar nichts. Nur so weit, dass eigentlich die Hälfte der Funde dem Grundstückseigentümer gehört. Wie das Handeln mit Fossilien funktioniert, weiß ich nicht.

Glauben Sie, dass es eine weitere Evolution geben könnte?
Die Evolution ist ein immer stattfindender Prozess, eine Anpassung an Umweltbedingungen, die sich ja verändern (siehe Klimawandel). So muss sich die Tier- und Pflanzenwelt immer neu anpassen, weiterentwickeln. Rein wissenschaftlich gesehen findet sie bei uns Menschen gerade sichtbar im Gebiss statt. Da werden die Weisheitszähne eleminiert. Außerdem wird wohl unsere Wirbelsäule im Lendenbereich steifer. Eine Anpassung ans Computerzeitalter ;-)

Wie ist "Udo" dazu gekommen, sich aufzurichten?
Das ist sicherlich nicht nur "Udo". Das Aufrichten vom Vierfüßer zum Zweifüßer ist ein langer Prozess. Meist ist es eine Anpassung an die Landschaft oder an die Nahrungsgegebenheiten. Das Aufrichten wird bei dieser Linie also schon früher angefangen haben. Ich sehe "Udo" da ein wenig in der Mitte dieser Entwicklung. Er konnte in den Bäumen schwinghangeln und er konnte auf Ästen im Baum laufen. Es ist unwahrscheinlich, dass er in der Savanne umherrannte. Er lebte eher in Bäumen. Und dann machte er eben auf den Ästen ein paar Schritte, vielleicht auch auf dem Boden, um etwas Leckeres zu naschen.
Wir interpretieren hier Knochenveränderungen, die nicht von heute auf morgen passieren. Auch wenn wir wissen, dass Knochen sich in gewisser Weise nach der Art der Benutzung anpasst. Stellt man sich O-Beine vor, dann werden sich auch die Gelenkflächen im Knie anpassen. Aber das sind individuelle Varianten. Bei Danuvius gehen wir von Veränderungen innerhalb einer Art aus.

Woher weiß man, wie viel er wiegt?
Hierzu gibt es wohl Tabellen. Danach kann man von der Größe des Hüftkopfes auf das Körpergewicht schließen. Das Ergebnis ist bei 30 kg für das männliche Tier (2019). Nun erklärte Frau Prof. Dr. Madelaine Böhme in einem Vortrag (2022), man müsste das Gewicht korrigieren auf vielleicht 45 kg. Das ist ein ordentlicher Unterschied. Es gibt noch keine mir bekannte Veröffentlichung dazu. Wie das jetzt einzuschätzen ist, weiß ich nicht.

Wo war der Danuvius-Menschenaffe schon überall in der Welt?
Hier in Pforzen/ Hammerschmiede ist der einzige Fundort weltweit.

Welche Tiere wollen sie noch besser erforschen?
Diese Frage ist schwierig zu beantworten. Man muss nehmen, was man findet. Dabei sind dann besonders noch nie beschriebene Tiere interessant. So muss man jeden Fund beurteilen, und damit wird man versuchen, die damalige Landschaft und die Umweltbedingungen zu rekonstruieren. Menschenaffen sind für uns Menschen immer besonders interessant. Da steckt die Frage unserer Herkunft dahinter.

Könnte ich einen Klon machen?
Nein. Da bräuchte man DNA, also ganz frisches Material. Das gibt es nicht mehr nach so vielen Millionen Jahren.

Habt ihr schon ein Mammut gefunden?
Nein. Mammuts lebten in der Eiszeit, also deutlich später. Die gab es noch nicht zu Danuvius' Zeiten. Damals gab es verschiedene Elefanten.

Warum hat er kein Fleisch gegessen? und Warum war er Veganer?
Ausschließen kann man das nicht. Aber er hatte kein Raubtiergebiss, also die Zähne die für Fleischfresser typisch wären. Seine Zähne (Form und Art der Abnutzung) sprechen für vegetarische Ernährung.
Eine Differenzierung zwischen Vegetarier und Veganer halte ich in diesem Zusammenhang für nicht sinnvoll.

Wie hoch ist die durchschnittliche Lebenserwartung solcher "Affen"? und: Wie alt war er als er starb?
Das Lebensalter weiß ich nicht. Daran wird in Tübingen an der Uni noch geforscht, das würde mich auch interessieren, so dass ich da schon nachgefragt habe. Tut mir leid.

Wo war er in der Nahrungskette?
Das ist schwierig zu beantworten. Also er selber ernährte sich von Blättern, vielleicht auch zäheren Wurzeln. Wer ihn nun jagte, können wir nur spekulieren, da es keine Beweise gibt. Zu seiner Zeit kamen als Raubtiere Säbelzahnkatzen und Hyänen an Land vor. Da kann man sich vor allem bei den Säbelzahnkatzen vorstellen, dass sie versuchten auch Danuvius zu jagen. Aber der war in den Bäumen. In wie weit nun eine Säbelzahnkatze auf den Bäumen kletterte? oder Danuvius am Boden war? Gefährlich war es immer an Wasserstellen. Aber da hatte dann die Säbelzahnkatze vielleicht größere Auswahl an anderen Beutetieren.

Ist es wahrscheinlich, dass man noch mehr Knochen findet?
Auf alle Fälle. Von den verschiedensten Tieren. In jedem Grabungsjahr werden 1000e Funde gemacht. Also jetzt nicht aktuell zu Danuvius, an dieser Stelle wurde seit drei Jahren nicht mehr gegraben.

Gibt es Pflanzenfossilien in der Nähe von Danuvius?
Grundsätzlich wird im Ton der Hammerschmiede nur sehr spärlich Pflanzliches gefunden. Dazu gehören Samen und Pollen, die nicht sehr aussagekräftig sind, weil sie von sehr weit her eingeweht sein können. Hierzu gibt es eine Doktorarbeit aus den 1980er Jahren. Blätter hat man an anderer Stelle tiefer in den 1980er Jahren gefunden. Diese sind nicht ausreichend untersucht. Hölzer sind meist angeschwemmte, die leider nicht näher bestimmbar sind. Weintraubenkerne findet man wohl häufig. Was nun auf der Grabungsebene von Danuvius selbst gefunden wurde, weiß ich nicht. Es gibt eine größere weitere Grabungsebene. Zu den Pflanzenfossilien gibt es keine aktuelle Veröffentlichung.

Welche Fossilien wurden noch gefunden?
Das kann ich hier nicht alles auflisten. Zu den Pflanzen siehe vorherige Frage.
Bei der Fauna haben wir Tiere aus sehr vielen Bereichen. Das häufigste sind Muscheln.
Ich versuche einmal ein paar Wirbeltiere zu benennen, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Es ist auch mit den Namen schwierig, da einige Namen nur im Fachdeutsch existieren und die Tiere bereits ausgestorben sind. So verbindet man gar keine Vorstellung mit diesen Namen. Diese sollen hier aber nicht genannt werden. Tiere, deren Namen bei uns ein Bild assoziiert, sahen früher ganz anders aus.
Fische (z.B. Hechte, Welse)
Amphibien (z.B. Lurche)
Reptilien (z.B. Schildkröten, Krokodilähnliche)
Vögel (z.B. Gans, Schlangenhalsvogel)
Reptilien (z.B. Eidechsen, Nattern)
Säugetiere mit Insektenfressern (wie Igel, Spitzmäuse, Maulwürfe), Menschenaffen (dazu gehört Danuvius, vermutlich noch eine andere Affenart), Raubtiere (wie Bärenhunde, rote Pandas, Säbelzahnkatzen, Hyänen; kleinere wie Honigdachs oder Marder, Schleichkatzen), Rüsseltiere (Elefanten), Nashörner, Krallentiere, Schweine, Hirschferkel, Hirsche, Antilopen, Pfeifhasen, Biber, Schlafmäuse und und. Das ist eine sehr bunte Gesellschaft. Bisher gibt es keinen Nachweis von Insekten. Aber wir haben Insektenfresser. Also muss man davon ausgehen, dass hier auch Insekten lebten. Diese sind aber nicht überliefert.
Bereits veröffentlichte Fauna: Literatur

Ist es möglich, dass man in der Hammerschmiede ein 2. Skelett der Art Danuvius findet?
Es gibt bereits 3 weitere Individuen, die mit dem männlichen Skelett im Jahr 2019 veröffentlicht wurden. Das sind zwei weibliche Tiere und ein jugendliches Individuum. Nur spricht man mehr über "Udo", leider. Aber er ist mit den interessanteren Funden belegt. Da spielt dann auch eine Rolle, dass der Name "Udo" eingängiger ist. Viele sprechen von "Udo" und meinen alle vier Individuen. Da wird die wissenschaftliche Bedeutung übergangen.
Fund weiterer Individuen
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass man weitere Tiere findet, wenn man an geeigneter Stelle weiter gräbt.

Kann man im Ton Wasserstellen/ Flüsse, welche damals existiert haben, erkennen?
Ja.



Hier habe ich im rechten Foto den Fluss markiert. Der Fluss ist im Wesentlichen Sand. Er wurde also damals im Zusammenhang mit Überschwemmungen mit Sand aufgefüllt. Hier ist der Unterschied wirklich gut erkennbar. Auch an anderen Stellen kann man Unterschiede ausmachen, die nicht so deutlich sichtbar ausfallen.

Wie weiß man, wo Fossilien in der Tongrube liegen?
Hier sind viele glückliche Zufälle notwendig, allein schon, wenn man bedenkt, wie tief die Fossilien unter der Erdoberfläche liegen. Viele Hobbypaläontologen schauen in sog. Aufschlüssen, Gruben, in denen Sand oder Ton mit großen Geräten abgebaut wird, ob da etwas an die Oberfläche gebracht wurde. So wie hier Siegulf Guggenmos, der die Fundstelle 1965 bereits entdeckte. Hat man erst einmal einen "Einsteiger", ergibt sich so mancher Fund. Wasserstellen sind immer gute Anhaltspunkte, weil Wasser lebensnotwendig ist.

Warum wurde die Bohrung hinter Irsee gemacht?
siehe auch Grabungsgeschichte unter 2008/2009
Diese Karte (Neugablonz!) findet man im Internet. Leider gibt es noch nicht die Kartenerläuterungen dazu.
Die Funde sind in der Molasse. Nun brauchte man für eine Datierung eine Bohrung, die die Schichten der Tongrube umfasst und noch zusätzlich ober- und unterhalb davon Material bietet. Das ist der Fall hinter Irsee Richtung Eggenthal. Dazu gibt es noch eine geologische Begründung: Hier ist Schmelzwasserschotter (Eiszeit) oben drauf auf der Molasse und dadurch sind die Gesteine unten drunter geschützt und oxidieren nicht. Sonst gehen Pollen kaputt, die für Vergleichsuntersuchungen hilfreich wären.
Parallel hat man Proben in der Tongrube der Hammerschmiede genommen. Beides wurde mit einander verglichen (magnetostratigraphisch). Damit konnte recht genau das Alter der Fundstelle von Danuvius auf 11,62 Mio. Jahre festgelegt werden. Ich möchte betonen, das Alter ist das des Sediments, in das die Fossilien eingebettet sind, nicht das Alter der Fossilien selber. Aber es ist naheliegend, das Alter zu übertragen.
Die Untersuchung wird beschrieben: Literatur Magnetostratigraphy (2016) und ist meiner Meinung nach im Internet abrufbar. In dem Artikel ist sehr interessant der Bohrkern dargestellt. Die Literatur ist leider englisch. Bitte aufpassen, dass man nicht bezahlt für den Artikel.

C14-Methode zur Altersbestimmung?
Auch Radiocarbonmethode. Diese geht nur bis etwa 50.000 Jahren. Wir haben es mit fast 12 Mio. Jahren zu tun. Es gibt eine andere Methode, die auch auf Radioaktivität basiert, das wäre die mit Zirkonen. Allerdings wurde diese Methode in der Hammerschmiede nicht durchgeführt. Die Altersangaben basieren im Wesentlichen auf einer Magnetostratigraphie. Also das hat was mit der Ausrichtung der Erdmagnetfelder zu tun.

Wo ist rechts und links - beim Skelett? - auf der Folie/Bild?
Wenn wir uns "Knochencharly", also ein menschliches Skelett anschauen, ist wie an unserem Körper die Seitenbezeichnung mit rechts und links. Die rechte Hand ist immer die rechte Hand, die linke Hand ist immer die linke Hand. Wenn wir eine Person auf einem Foto oder einer Folie beschreiben, bleibt die rechte Hand die rechte und die linke Hand die linke. Auch wenn dadurch die rechte Hand auf der linken Seite ist.

Wie war sein Lebensstyle?
Nichts Genaues weiß man. Ich gehe davon aus, dass er vor allem mit Nahrungsuche und -aufnahme beschäftigt war, sicherlich auch mit Körperpflege. Daneben galt es sicher für Nachkommen zu sorgen. Man kann vielleicht sein "Affenleben" mit dem Leben heutiger Schimpansen oder Bonobos in freier Wildbahn vergleichen.

Wie groß war sein Gehirn? (im Verhältnis zum Menschen)
Das ist nicht bekannt. Dafür bräuchte man einen Schädel. Davon den Teil, der das Gehirn umschließt, oder wenigstens das Schädeldach. Vom Kopf des Danuvius wurden bisher nur die beiden Teilstücke von Ober- und Unterkiefer gefunden. Das hilft in diesem Zusammenhang nicht weiter.
Insgesamt war Danuvius deutlich kleiner als wir Menschen, das Männchen wird auf 1 m Körpergröße geschätzt. Daher ist davon auszugehen, dass auch der Schädel und damit das Gehirn kleiner waren als bei uns.
Aber es ist sicherlich grundsätzlich interessanter, welche Hirnfunktionen vorhanden waren. Dazu bräuchte man das Schädeldach, um die Abdrücke der Innenseite zu interpretieren. Die verschiedenen Hirnbereiche hinterlassen unterschiedliche Abdrücke. Wenn man von heutigen Tieren die Funktionen auf diese Bereiche überträgt, kann man das entsprechend interpretieren. Es ist nicht unbedingt das Hirnvolumen, was auf entsprechende Funktionen des Hirns Rückschlüsse zulässt. Bedeutend ist auch die Art des Hirngewebes. Und da bekommen wir keine Auskunft mehr für Danuvius.

Woher weiß man, dass es sich um ein Individuum bzw. um verschiedene Individuen handelt? (von den Knochen her)
Ich gehe davon aus, dass gemeint ist: Ich finde Knochen und Zähne. Wie kann ich jetzt sagen, dass der Knochen zu diesem Tier gehört und der andere zu einem anderen. Oder kann ich behaupten, die gehören alle zu einem Tier.
Das ist nicht immer eindeutig. Es gibt verschiedene Ansatzpunkte. Denkbar ist, dass die Funde nahe beeinander liegen. Die Funde von den vier Tieren zu Danuvius hat man auf einer Strecke von etwa 25 m gemacht, in einem Bach bzw. in dessen Uferbereich.
Desweiteren versucht man, wie die Knochen und Zähne zusammenpassen. Also so wie das Ober- und Unterkieferfragment von Danuvius. Funde die so genau zusammenpassen, gehören einfach zusammen.
Die Funde werden nach Größe sortiert. Auch hier sollte die Zuordnung stimmig sein. Also die größeren Knochen werden eher zu einem größeren Tier gehören, die kleineren Funde zu einem kleineren Tier.
Sollte man beispielsweise zwei gleiche Oberschenkelknochen (oder Teilknochen) gefunden haben, ist das eindeutig, dass es sich um zwei Tiere handelt (wie bei den Weibchen linker isolierter Oberschenkelkopf und linker kompletter Oberschenkel inklusive Oberschenkelkopf). Auch von dem männlichen Individuum liegt ein Oberschenkelkopf, ein rechter vor. Hier hilft zur Unterscheidung die Größe.
Milchzähne kann man gut erkennen, sie haben keine Wurzel und sind kleiner als die Zähne eines erwachsenen Tieres.

Wie oft wird nach Funden gesucht/ gegraben?
Jedes Jahr seit 2011 wird jeden Sommer gegraben - über einen Zeitraum von etwa 6-8 Wochen. Das ist wetterabhängig.

Woher weiß man auf welcher Seite (rechts/ links) der Knochen kommt?
Sicherlich ist Erfahrung dazu erforderlich.
Die meisten Knochen kann man einer Seite zuordnen, einfach auf Grund ihrer Form, die keine Symmetrie hat. Schau dir doch einfach in der Schule noch mal den "Knochencharly" an und vergleiche die Seiten.
Schwieriger sind kleine Knochen wie Finger- oder Zehenglieder.
Bei Fragmenten wird es in der Tat teilweise sehr schwierig, insbesondere Teilstücke, die keine typische Stelle umfassen, wie das Fragment aus dem Oberarmknochen, dass vielleicht auf dem Foto trapezförmig wirkt. Danuvius-Fund I . Das Fragment ist von rechts der dritte obere Knochen (über dem Zehenglied und dem Hüftkopf).

Woran macht man das Alter fest? Es könnten doch statt 11,6 Mio. Jahren auch 3,5 tausend sein.
Siehe weiter oben die Fragen:
- Warum wurde die Bohrung hinter Irsee gemacht? (Magnetostratigraphie)
- C14-Methode zur Altersbestimmung (nicht möglich)

3500 Jahre sind deutlich zu jung. Das wäre nach der letzten Eiszeit gewesen.


Tonwand in der Tongrube - 2021

An der Tonwand kann man eine Einschätzung für das Alter machen:
Die grauen horizontalen Bänder sind Tonschichten, die unterschiedlich feucht sind. Sie gehören in die Obere Süßwassermolasse (das ist der oberste Anteil der Molasse im Molassebecken). Das bedeutet, alles was in diesen Schichten ist, muss über 5 Mio. Jahre alt sein, maximal 16 Mio. Jahre. Für diese Tonwand gilt, umso tiefer eine Schicht, um so älter ist die Schicht. Danuvius wurde im unteren Bereich gefunden. Also deutlich älter als 5 Mio. Jahre.

Was ist über der Tonwand?

Die Kernbohrung mit der Magnetostratigraphie ist die ausschlaggebende Altersbestimmung im Zusammenhang mit den Fossilien, die neben Danuvius zu finden sind. Hier kann mit anderen Fundorten der Molasse verglichen werden.

Gibt es schon Indizien für den Fund des gesamten Schädels?
Den ganzen Schädel von "Udo" wird man nicht mehr finden. Der Bereich in der Tongrube, indem die bekannten Funde zu Danuvius gemacht wurden, ist bereits komplett abgetragen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schädel komplett überliefert wird, ist auch gering. Aber vielleicht gibt es weitere Individuen und wer weiß, was man da noch findet. Die Grabungen sind noch nicht abgeschlossen. Die Grabungen auf der Ebene von Danuvius wurden 3 Jahre nicht fortgesetzt, sollen aber dieses Jahr weitergehen.

Kann die KI bei akkuraten Modellen des Danuvius Abhilfe verschaffen und der Forschung weiter helfen?
Nun, Computer sind nur so schlau, wie man ihnen was sagt. Ganz allein mit KI geht es nicht. Aber hilfreich ist sie allemal. "Akkurat" wäre für mich perfekt. Da glaube ich, haben wir zu wenig Funde zu Danuvius, auf die wir aktuell zurückgreifen können, und mit denen wir dann die Computer füttern. Es wird eine lückenhafte Darstellung bleiben. Aber, was man zusammenstellen kann, ist spannend.

Was würden Sie im Gemeinderat ändern, wenn Sie jemals gewählt werden würden.
Nun, dieses ist eine Homepage zum Thema Danuvius, weswegen ich nur zu diesem Thema hier etwas schreibe.
Grundsätzlich finde ich den Fund an sich sehr besonders und man sollte ihn in der Öffentlichkeit präsentieren. In diesem Zusammenhang sollten inhaltliche Fehler vermieden werden, ggf. korrigiert werden, und nur Aussagen gemacht werden, die auf wissenschaftlich nachweisbaren Tatsachen beruhren und nicht der Phantasie oder dem Wunschdenken entspringen.
Die Gemeinde Pforzen plant drei verschiedene Modelle umzusetzen, die mit einer Machbarkeitsstudie in Zusammenhang gebracht werden. Diese Studie hat gravierende Fehler, da sie nur Ausstellungen zu diesem Thema berücksichtigt hat, die innerhalb eines Radius von 50 km liegen. Damit sind München und Augsburg gestrichen. In München ist die Bayeriche Staatssammlung mit dem Paläontologischen Museum und das Museum Mensch und Natur, in Augsburg das Naturmuseum (ein Molassemuseum). Kempten wird nicht berücksichtigt, da die dort existierende Sammlung mangels Geld nicht präsentiert wird. Zudem gibt es viele kleine Museen, die sich mit Funden aus der Molasse beschäftigen. Museen
Ein Pavillon kann ich mir sehr gut vorstellen, nur sollte er so geplant werden, dass ein Mensch, der sich noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt hat, angesprochen wird, und eine Idee hat, worum es geht. Aber einen Pavillon in D-Form, wie er zur Zeit im Gespräch ist, zu bauen, halte ich nicht für förderlich. Stellt euch vor, ein Tourist aus Hamburg kommt durch Pforzen und sieht das D und vielleicht erkennt er es auch als solches. Ob der auf die Idee kommt, da war mal vor 12 Mio. Jahren ein Äffchen namens Danuvius, und vielleicht konnte das aufrecht laufen? Darf man bezweifeln. Es sollte auch deutlich Wert auf die Innengestaltung eines Pavillons gelegt werden, nicht nur eine teure Hülle und dann ist für das Innere kein Geld mehr übrig. Aber grundsätzlich wäre ich für ein variables Modulsystem, damit man weiteren Entdeckungen in der Hammerschmiede gerecht werden kann, und nicht nur Danuvius präsentiert wird.
Einen Rundweg von Pforzen-City zur Hammerschmiede fände ich sehr unterstützenswert. Man sollte aber paläontologische Profis einbinden, die die Informationstafeln gestalten. Ein Aussichtsturm in die Tongrube ist unsinnig, man wird nichts sehen, bei schönem Wetter vielleicht die Alpen, oder man kann beim Tonabbau zuschauen. Aber das hat dann mit den Grabungen um Danuvius nichts zu tun. Und das kostet richtig viel Geld, auch dann noch im Unterhalt.
Ein Besucherinformationszentrum halte ich für deutlich übertrieben. Die Aufwertung des nördlichen Landkreises Ostallgäu mit einem Gegenpol zu Neuschwanstein, wie es im Landratsamt formuliert wird, wäre für mich ein Drama! Bitte ein Biotopia in München und hier kann man dann auch unser Pforzener Äffchen mit integrieren. Hier in Pforzen ist ein Pavillon ausreichend, oder was ich auch unterstützenswert fände, wenn man im alten Gasthof ein Museum mit verschiedenen Bereichen einrichtet (ähnlich wie in Mainburg). Also Pforzen hat mehr zu bieten, als nur "die Hammerschmiede". Neben Alemannnen und Kelten könnte man die Flösserei darstellen und eine Bücherei oder ein Café einrichten.
Bevor man dazu Entscheidungen trifft, sollte die Bedeutung des Affen geklärt sein. Soweit ist es noch nicht. In der Tongrube wird weiter nach Fossilien gegraben und wir wissen nicht, was da noch kommt, und die Untersuchungen an den bereits existierenden Funden zu Danuvius sind nicht abgeschlossen. Mir fehlt neben der Beurteilung von Frau Prof. Dr. Madelaine Böhme, wie es in der Wissenschaft üblich ist, eine zweite Meinung eines weiteren Wissenschaftlers zu den Funden und zu dem möglichen aufrechten Gang mit der Überlegung, wozu ist Danuvius aufrecht gegangen.
Hier geht es um viel Geld, zum einen bei der Investition und später beim Unterhalt, den die Gemeinde ohne Förderungen selber stämmen muss! Bei der Kalkulation muss man sich überlegen, wie kommt so ein niedliches Äffchen bei der breiten Öffentlichkeit an, besteht da Interesse? Ich sag mal, ein Gomphotherium im Lichthof des paläontologischen Museums in München oder ein Archäobelodon in Augsburg sind ganz andere Schwergewichte (beides Urelefanten).

Warum ich weiße Handschuhe anhabe?
Tja, ich habe euch Repliken, also Abgüsse gezeigt. Wenn man mit den Originalen arbeitet, würde man sicherlich auch Handschuhe anziehen. So fand ich es einfach ein Stückchen cooler.

Warum findet man keine Fußabdrücke von Danuvius?
Dafür passen die geologischen Voraussetzungen nicht.
Bei den Fußspuren der Australopithecinen in Ostafrika war ein Ascheregen günstig, der die Fußspuren in einem feuchten Untergrund schnell abdeckte. Dadurch wurden sie konserviert.

Wie schätzt man die Haut ein?
Das weiß man nicht. Man vergleicht eher mit heute lebenden Menschenaffen, v.a. Bonobo. Aber Farbe, Haarlänge, Verteilung der Körperbehaarung, all das wird nie bekannt sein.

Waren sie oben oder unten muskulöser?
Das weiß ich nicht. Muskeln sind nicht überliefert. Und für einen Vergleich reichen die Knochenfunde nicht aus. Man müsste sehr detailliert über die Muskelansätze mit Rückschlüssen auf die Ausprägung der Muskulatur spekulieren.

Wie viel weiß man über die Fortpflanzung?
Nichts Spezielles. Alles was man "weiß", kann nur von heute lebenden Tieren abgeleitet werden.

Warum dürfen die Bagger weiter baggern, wenn dadurch weitere Funde zerstört werden?
Der Tonabbau geht weiter, aber nicht mehr in dem Bereich, wo Fossilien zu finden wären. Das ist mit Frau Prof. Dr. M. Böhme koordiniert worden. Aber der Rohstoff Ton ist wichtig. So muss man hier eine Einigung finden zwischen den Interessen der Forschung und den Interessen der Wirtschaft.

Von welcher Nahrung hat "UDO" sich ernährt? und: Waren es Allesfresser?
siehe oben: Fragen zur Ernährung und Warum hat er kein Fleisch gefressen.

Hatte "UDO" eine Art Behausung?
Da müsste man jetzt klären, was du unter "Behausung" verstehst. Höhlen wird es wohl nicht in der Hammerschmiede gegeben haben. Hütten sind in der damaligen Zeit nicht zu vermuten, sie wären wohl auch nicht überliefert, weil das Material nicht solange konserviert werden würde. Hütten bringen wir mit Menschen in Verbindung.

Weiß man wie sie untereinander kommuniziert haben?
siehe oben: Sprache

UDO - Udo
Ein Schlusswort von mir, weil die einen schreiben von "UDO", die anderen von "Udo". Tatsächlich werden beide Varianten fürchterlich durcheinander geschmissen. Dabei gäbe es eindeutige Definitionen.
Udo = das männliche Individuum von Danuvius guggenmosi
UDO = Urzeitliches Diorama Ostallgäu, also eine Abkürzung. Das könnte laut Machbarkeitsstudie ein Besucherinformationszentrum werden, hier in Pforzen.
Es gibt keinen hörbaren Unterschied, so wird es immer wieder zu Verwirrung kommen.
Der Förderverein nennt sich UDO.



Schön war's bei euch! Hat mir viel Spaß gemacht! Bleibt weiter so interessiert!

Eure Christine Laugwitz







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